Samstag 27. September 2025

Das war die 50. Senior:innen-Wallfahrt auf den Linzer Pöstlingberg

Knapp 100 Personen haben am 25. September 2025 an der 50. Senior:innen-Wallfahrt auf den Linzer Pöstlingberg teilgenommen. In der Basilika feierten sie mit Bischof Manfred Scheuer die Heilige Messe.

Seit 50 Jahren kommen Senior:innen auf den Linzer Pöstlingberg, um gemeinsam über das Altern und seine Begleiterscheinungen nachzudenken, für gute Erfahrungen zu danken und um sich für kommende Herausforderungen zu stärken. Von Beginn an – seit 1975 – wird die Senior:innen-Wallfahrt von den Verantwortlichen für Altenpastoral der Diözese Linz organisiert. Im Heiligen Jahr 2025 mit dem Motto „Pilger der Hoffnung“ stand die Veranstaltung unter dem Titel „Pilgerwege der Hoffnung“ und fand in Kooperation mit dem Netzwerk der Spirituellen Wegbegleiter:innen/Pilgerbegleitung statt.


Oftmals in den vergangenen fünf Jahrzehnten marschierten die Teilnehmer:innen durch einen goldenen Septembermorgen, diesmal jedoch ging es mitten hinein in eine herbstliche Nebelwolke. Dennoch trotzten viele Wallfahrer:innen dem Wetter: Eine Gruppe wanderte über den Kreuzweg und überlegte anhand von Texten von Dietrich Bonhoeffer und Viktor Frankl, wie Kreuzwege zu Hoffnungswegen werden können, wie sich auch schwere Wege in Hoffnung gehen lassen. (Dietrich Bonhoeffer stellte sich bewusst den Ereignissen in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus und bezahlte das mit seinem Leben, Viktor Frankl erarbeitete aus seinen Erfahrungen im Konzentrationslager jene Lehren, mit denen er viele Menschen in ihrem Lebenswillen bestärkte.) 


Andere spürten am Weg aus Puchenau der Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Göttlichem und Menschlichem und der daraus erwachsenden Hoffnung nach: „Hoffnung ist kein loses Band, sondern ein fest geknüpftes Geflecht aus Vertrauen, Sehnsucht und göttlicher Verheißung“, sagte Pilgerbegleiterin Karin Seisenbacher.


Das Gros der Teilnehmenden kam jedoch direkt zur Wallfahrtskirche, um mit Bischof Manfred Scheuer zu feiern.

 

Bischof Scheuer: Die Potenziale älterer Menschen wahrnehmen und würdigen

 

Bischof Manfred Scheuer meinte in seiner Predigt: „Gar nicht so wenige ältere Menschen sagen mir: Ich bin nicht mehr viel wert. Ich kann nicht mehr arbeiten. Viele definieren sich in ihrem Leben durch Arbeit und Leistung. Arbeit ist sinnstiftend. Arbeit ist wichtig für das Selbstbewusstsein. Bin ich aber nichts mehr wert, wenn ich nicht mehr arbeiten kann?“ Der Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an drei zentrale Fragen bzw. Ebenen von Klaus Egger: „Was kann ich im Alter nicht mehr? Was kann ich noch, was geht nach wie vor? Was kann ich erst jetzt?“ Diese drei Ebenen des Älterwerdens seien ein kostbares Angebot. „Der langsame Abschied und das leise Aufleben des inneren Menschen scheinen wie eine Kostprobe von dem zu sein, was uns in der Auferstehung erwartet“, betonte Scheuer.


Gerade die dritte Ebene: „Was kann ich erst jetzt?“ eröffne nochmals ganz neue Perspektiven, so der Bischof. „So manches an bisher ungelebtem Leben kann erst jetzt aufleben: den Frühling mit seinen tausend verschiedenen Grün wahrnehmen und genießen; die Stille neu entdecken und einfach da sein; anderen und Gott Zeit schenken; Erinnerungen aufsammeln; die eigene Glaubensbiografie anschauen; alte Freundschaften aufleben lassen; das ‚Alt-Werden‘ als ein Geschenk für eine letzte Lebensentfaltung annehmen.“ Biologisch betrachtet gehe der Lebensbogen altersbedingt nach unten, spirituell betrachtet gebe es jedoch noch ein Wachsen und Werden. Scheuer wörtlich: „Wenn ich mich nur an dem messe, was ich nicht mehr kann, nicht mehr habe und nicht mehr bin, dann wird mein Leben armselig und trostlos. Wenn ich jedoch dieses ‚Nicht mehr‘ in seinen vielfältigen Variationen als Anstoß verstehe, meine Erinnerungen aufleben zu lassen, dann bin ich reich beschenkt.“ 


Allerdings werde das Entwicklungspotenzial im hohen und sehr hohen Alter von der Gesellschaft häufig verkannt und vernachlässigt, meinte Scheuer mit Verweis auf Ernst Bloch und dessen Werk „Das Prinzip Hoffnung“. Man könne fragen, ob der Beitrag und die Mitverantwortung der älteren Menschen zum Gelingen der Gesellschaft genug gewürdigt würden. Bischof Scheuer wörtlich: „Unsere Gesellschaft wäre äußerst schlecht beraten, wenn sie die Potenziale der Seniorinnen und Senioren nicht wahrnehmen oder außer Acht lassen würde. Der Maßstab der materiell verwertbaren Leistungsfähigkeit darf nicht der bestimmende sein: Es sind die Erfahrungen, das Wissen und der Überblick, aber auch die Entwicklungsfähigkeit und die Lernbereitschaft im Alter, die als Schätze da sind – es sind Potenziale, die man heben muss und nicht leichtfertig darauf verzichten darf.“ Eine zukunftsorientierte Gesellschaft könne es sich nicht leisten, auf eine entsprechende Kultur der Altersfreundlichkeit zu verzichten, mahnte der Bischof. 

 

Eine Narzissenzwiebel als Zeichen der Hoffnung

 

Zur Erinnerung an die Wallfahrt nahmen die Teilnehmenden Narzissenzwiebeln mit nach Hause. „Was auf uns zukommt, wissen wir nicht. Doch so sicher wie wir wissen, dass wir die Blumenzwiebeln in die Erde gelegt haben, so sicher wissen wir um die Liebe Gottes, die eingepflanzt ist in unser Herz“, so Carmen Rolle, Referentin für Altenpastoral der Diözese Linz: „Wer weiß, wo überall nächstes Jahr an neuen Orten Osterglocken blühen und ein Zeichen der Hoffnung setzen!“

 

Es begann mit einer bescheidenen Einladung 

 

Der Puchberger Rektor Karl Wild und Gerti Pfaffermayr waren es, die 1975 zur ersten Pöstlingberg-Wallfahrt der Senior:innen luden. Die erste Einladung begann mit beinahe entschuldigenden Worten: „Mit dieser Wallfahrt für Senioren wollen wir Sie keineswegs von den Veranstaltungen in Ihrer Pfarre abwerben. Dennoch glauben wir, daß gelegentlich eine eigene Zusammenkunft für Senioren in einem größeren Rahmen notwendig ist, weil Senioren ganz eigene Sorgen, Anliegen und Fragen haben.“ Den beiliegenden Anmeldeschein musste man mit 70 Groschen frankiert an das Wohnsitzpfarramt schicken. 
In den folgenden 50 Jahren trugen neben den Referent:innen für Altenpastoral auch Prälat Othmar Rauscher und Josef Schicho Verantwortung für dieses Anliegen.

 

Künftig Senior:innen-Wallfahrten in den Regionen

 

„Heuer findet die Senior:innen-Wallfahrt  in dieser Form zum vorläufig letzten Mal statt“, verrät Rolle, die sich bei der Pfarrgemeinde Pöstlingberg für 50 Jahre Gastfreundschaft bedankte. Künftig werden die Wallfahrten in unterschiedliche Regionen der Diözese führen und gemeinsam mit vor Ort in der Altenpastoral Engagierten gestaltet. So kann die vielfältige Kompetenz und Erfahrung dieser ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden zum Tragen kommen.


Altenpastoral in der Diözese Linz

 

Die Altenpastoral in der Diözese Linz umfasst Seelsorge, die alten und alternden Menschen zugutekommt (in Pfarren und Knotenpunkten, Ordenseinrichtungen, Bildungshäusern usw.); Pastoral, die von alten Menschen an anderen alten, aber auch von jungen Menschen geleistet wird (in Form von Besuchsdiensten, Gebetskreisen oder Gesprächsrunden) und schließlich Pastoral, die gezielt das Altern und alte Menschen als solche wahrnimmt und auf ihre Bedürfnisse eingeht. So werden beispielsweise (oftmals in Zusammenarbeit mit der Katholischen Aktion OÖ und der Caritas OÖ) gezielt Initiativen in Pfarrgemeinden gesetzt, Veranstaltungen in Bildungseinrichtungen organisiert oder Seniorenwochen und -wallfahrten angeboten. Insgesamt gibt es etwa 30 hauptamtliche Mitarbeiter:innen in knapp 40 Seniorenheimen; zusätzlich unterstützen rund 70 Ehrenamtliche die Aufgaben der Altenpastoral. Geleitet werden die Agenden der Altenpastoral der Diözese Linz seit April 2023 von Carmen Rolle. 

 

www.dioezese-linz.at/altenpastoral

Kontakt und Information:

Carmen Rolle
Referentin für Altenpastoral der Diözese Linz
Tel.: 0676 | 8776 1256
E-Mail: carmen.rolle@dioezese-linz.at

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc/pdf

 

Fotos zum Download: © Diözese Linz / Fachstelle Altenpastoral


 

 

Kirche vor Ort
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